Die Weingüter unserer Reise nach Apulien

Apulische Weine sind mittlerweile in aller Munde! In der Tat ist Apulien die italienische Region mit der grössten Rebfläche überhaupt. Wer kennt nicht den samtigen Primitivo von Italiens Stiefelabsatz? Dabei wissen die wenigsten, dass es sich dabei um die gleiche Rebsorte handelt, die anderswo Zinfandel heisst. Aber es gibt noch weitere feine rote Sorten – der Negramaro oder der Nero di Troia.

Das Klima ist von trockener Hitze geprägt und von fruchtbaren Böden. Dadurch entstehen in Apulien diese ausgewogenen Weine, mit fruchtbetonter Reife und gleichzeitiger Frische. Apulien ist an drei Seiten vom Mittelmeer umgeben, so dass eine stete Brise die Rebflächen – besonders im Sommer – wohltuend abkühlt.

In Apulien wird auf fast 90.000 Hektar Wein angebaut und es ist die italienische Weinregion mit der größten Produktionsmenge überhaupt. Doch was zunächst bei vielen Weinfreunden den Vorbehalt „Quantität statt Qualität“ auslöst, hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten extrem positiv entwickelt.

Durch moderne Kellertechnik, aber vor allem dank des höheren Qualitätsanspruchs der Weintrinker, hat sich Apulien von einer Region voller Mittelmäßigkeit zu einer Gegend mit einem verblüffend hohen Qualitätsstandard entwickelt. Das Preisniveau ist dabei immer noch als vergleichsweise günstig zu bezeichnen, so dass Apulien unwahrscheinlich viele „Wein-Schnäppchen“ bereithält.

(weiterführende Artikel zur Weinregion auch unter www.weinfreunde.de)

Nachfolgend finden Sie die auf der Reise besuchten Kellereien in Apulien

I Pastini bei Locorotondo

Im Gegensatz zur restlichen Region Apulien ist Locorotondo, im Herzen des Trullitals gelegen, die Heimat von starken Weissweinen.

Das Weingut „I Pàstini“ wurde 1996 gegründet und befindet sich im Herzen des Itria-Tals (dem Tal der Trulli) in Apulien.

Hier wird eine Kombination angewandt aus alter Weinbautradition und moderner Weinbautechniken, um Weine herzustellen, die das neue Gesicht des lokalen Weinbaus ausdrücken.

Das Weingut wird von der Familie Carparelli auf einem 12 Hektar großen Weinberg betrieben mit dem Ziel, die Produktion der einheimischen Reben wieder zu beleben und zu verbessern: Verdeca, Bianco d’Alessano und Minutolo. Weiße Beerensorten, die dem Territorium seinen Ausdruck geben.

Nur 2 Kilometer von Locorotondo und Martina Franca entfernt, im Herzen des Itria-Tals erleben Sie die Führung durch einen ursprünglichen Bauernhof (Masseria) aus dem 18. Jahrhundert und lernen das Weingut „I Pàstini“ und die eindrucksvollen einheimischen Weinberge kennen, auf denen die Rebsorten Minutolo, Verdeca, Bianco d’Alessano wachsen.

Cristiano Guttarolo

„2004 übernahm Cristiano 2,2 Hektar alte, in Alberello-Form erzogene Primitivo-Weingärten von seinem Opa und machte sich auf den steinigen Weg, dem Primitivo ein neues Gesicht zu verleihen. Dafür besorgte er sich Amphoren aus Umbrien.

Cristiano wollte Leichtigkeit, Eleganz und Frische, deshalb hat er auf Holz verzichtet und sich stattdessen für die Amphoren entschieden. Heute stehen 25 Amphoren in seinem Keller und darin wird nicht nur Primitivo gekeltert sondern auch Verdeca. Ausgebaut wird rot wie weiß übrigens über 12 Monate, manchmal auch länger, je nachdem, ob er die Amphoren für den Folgejahrgang braucht oder nicht.

Struktur und Vitalität sind dann auch die herausragenden Komponenten all seiner Weine, sei es nun der Lamie delle Vigne (ein reinsortiger Primitivo) oder auch den IOHA, eine Cuvée aus Negroamaro und Primitivo, der seine 14% bestens hinter dunklen, kühlen Fruchtnoten und mächtig Pfeffer versteckt.

Cristiano gehört zu den kleinsten Weinbauern in Apulien, seine Weine sind kleine Kunstwerke – wir haben ihn ausgesucht als Gegenpol zu den grossen Genossenschaften.

Torrevento

Torrevento genießt einen ausgezeichneten Ruf in der Weinwelt. Die Kellerei trägt das apulische Wahrzeichen im Logo, das Castel del Monte, das sich ganz in der Nähe befindet.  Für den Erfolg der Torrevento Weine zeichnet der erfahrene Önologe Leonardo Palumbo verantwortlich, der „Ikonen aus der Castel del Monte Region“ geschaffen hat, wie Robert Parker’s Wine Advocate schreibt. Die Weinberge von Torrevento erstrecken sich über mehr als 400 Hektar, von denen etwa 200 im Besitz des Unternehmens sind.

Torrevento heißt übersetzt „Turm der Winde“. Tatsächlich trotzt das Herzstück des Weinguts, ein ehemaliges Kloster, schon über 750 Jahren den apulischen Winden. Der DOC „Castel del Monte“ verdankt dieser Kellerei seine Berühmtheit. Traditionen sind in Torrevento sehr wichtig. Kaum verwunderlich also, dass es besonders die alten regionalen Sorten sind, welche die Familie Liantonio pflegt. Allen voran die Nero di Troia, eine autochthone Traubensorte mit kräftigem Tannin-Anteil. Sie verdankt Torrevento ihre Wiederentdeckung, denn viele Jahre lang nutzten die Winzer der Region sie nur in Verschnitten. Heute ist sie die Basis zahlreicher Weine wie des ausgezeichneten Nero di Troia mit seinem samtig-üppigen Charakter oder des fruchtigen É Arte Nero di Troia. Der Reserva „Monto Rosso Pedale Riserva“ hat für Torrevento sogar die gefragten drei Gläser im Weinführer Gambero Rosso erobert.

Produttori di Manduria

Fast automatisch folgt auf Manduria das Wort Primitivo, denn man kann kaum von dieser Gegend sprechen, ohne den preisgekrönten apulischen Wein zu zitieren. Das weiss die Winzergenossenschaft von Manduria genau und definiert sich als „Meister des Primitivo“. Es handelt sich um eine 1932 gegründete Genossenschaft, mit dem Ziel, alle apulischen Produzenten zu vereinen, die diese Rebe und ihr Territorium lieben. Den Plan dafür schmiedete eine Gruppe begabter Winzer, um den Erfolg der wichtigsten apulischen Rebsorte zu steigern, die bis in die neunziger Jahre hauptsächlich zum Verschneiden von italienischen und französischen Weinen verwendet wurde. Heute kann sie als Vorzeigebetrieb gesehen werden, der Manduria und seinen Primitivo in der ganzen Welt vertritt. Die Genossenschaft besteht aus 400 Winzermitgliedern, die auf 900 Hektar Weinberg aufgeteilt sind.
Ein Großteil der Reben ist als Kordon (cordone speronato) erzogen und ein kleinerer, der Tradition treu, als Alberello. Alle Schritte in der Kellerei werden genau verfolgt, um ausdrucksstarke Weine von großem Charakter zu erzeugen. In der Winzergemeinschaft befindet sich eine Großzahl an sehr erfahrenen Mitgliedern, die nach der Alten und traditionellen Schule arbeiten und den aufstrebenden Weinbauern mit Tipps und Hilfe zur Seite stehen. Andererseits wird auch die Modernität gelebt, dank der Studien, Beiträge und Forschung der Universität von Bari. Kurzum ein Projekt, an dem man einfach Gefallen finden muss und das eine echte und ehrliche Seite Apuliens portraitiert.
Die Weine der Kellerei zeichnen sich durch ihre Ausdrucksstärke, die mediterrane Wärme und die vortreffliche, seidige Weichheit aus. Es wird ein breites Spektrum an Weinen produziert, welches von Weißweinen aus Fiano und Chardonnay Trauben bis hin zu großen Rotweinen auf Basis von Primitivo, Negroamaro und Malvasia Nera reicht. Einfach Weine, die von Apulien und der reinsten Essenz dieses Territoriums erzählen.

Schola Sarmenti

„Ein lieber Kunde von VIPINO hat mich auf Schola Sarmenti aufmerksam gemacht. Er fragte nach dem Diciotto, ein Primitivo mit 18% Alkohol, der fast 50 Euro kosten sollte. Das hat mich neugierig gemacht und Schola Sarmenti ist in der Tat absolut sehenswert. Das Weingut selbst ist noch jung, Weinberge und Kellerei haben aber bereits Jahrzehnte auf dem Buckel. Und genau darum ging es Lorenzo Massa und Alessandro Calabrese, den Machern von Schola Sarmenti: sie wollten die alte Weinkultur Apuliens erhalten. Sie lieben den Anblick der einzeln stehenden Rebstöcke, jeder eine Persönlichkeit und mit sehr wenig, aber eben hochwertigem Ertrag. Also wurden alte Weinberge, die niemand wollte, gepachtet, ein altes Gemäuer mit viel Historie als Weinkeller gekauft und begonnen, am Traum des eigenen Weingutes zu arbeiten. Zu Beginn war es das Geld, das Schola Sarmenti half, den Traum umzusetzen. Inzwischen ist es das Wissen, wie man die Sturheit der alten Rebstöcke in tolle Weine verwandelt. Bei Schola Sarmenti kümmert man sich nicht nur um Primitivo, auch andere typisch apulische Rebsorten werden gehegt und gepflegt: Negroamaro wird z.B. reinsortig, als Cuvée mit Malvasia und als fruchtig-frischer Rosé gekeltert. Dazu kommt die uralte Susumaniello, die derzeit noch als Geheimtipp unter Primitivo-Fans gilt. Und was man auf keinen Fall vergessen darf, ist das exzellente Olivenöl Extra Vergine aus Oliven der Sorte Cellina – von Bäumen, die teils über 1000 Jahre alt sind.“

aus dem Weintipp von Vipino, dem es nichts hinzuzufügen gibt!

Castel di Salve

Castel di Salve wurde 1885 von Antonio Winspeare gegründet. Mehr als ein Jahrhundert später erneuert sein Urenkel Francesco das Unternehmen mit Hingabe und Leidenschaft.

Rückblickend erscheint die Unternehmensgeschichte einfach: eine alte Weinkellerei und eine große Leidenschaft für Weine und Qualitätsarbeit, im Hintergrund solide landwirtschaftliche Familientradition. So entsteht 1992 das neue Unternehmen Castel di Salve, das unter gleichem Namen und am gleichen Ort Projekt und Geschichte seiner Vorfahren fortsetzt, eine Geschichte von Wein und Weinkellerei, die 1885 genau hier begonnen hatte.

Der erste Wein, der abgefüllt und etikettiert wurde, ist der Armecolo, gefolgt von drei Etiketten – einem Weißwein, einem Rotwein und einem Rosé -, die den Namen Santimedici erhielten. Hier sieht man bereits die lokale Tradition: ein Rosé und ein Rotwein aus Negroamaro; ein Armecolo aus Negroamaro und Malvasia nera di Lecce, wie man sie im Salento seit Jahrhunderten macht, aber mit unvergleichlicher Frische und Reinheit im Geschmack.

Heute produziert Castel di Salve zehn Etiketten und 180.000 Flaschen. Mit einem Sinn für Neuerung, in einer Kombination aus zeitgemäßem Geschmack und großem Respekt für das ‘Territorium’, entstanden Priante, Lama del Tenente, ein sortenreiner Primitivo und ein ebensolcher Negroamaro, die Cento-Weine, ein besonders erlesener Aleatico und der Lady Killer, ein 100%iger Malvasia nera di Lecce.

Menhir

Die Weinkellerei von Gaetano Marangelli ist noch sehr jung, aber seine Weine haben schon viele Weinfreunde überzeugt. Und das, obwohl noch vor wenigen Jahren niemand geglaubt hätte, dass die karge, steinige Landschaft des Salento, der italienische Stiefelabsatz also, solche wundervollen Primitivos hervorbringen kann.

Die Philosophie des Weinguts kann mit dem Lebensmotto des charismatischen Winzers überschrieben werden: „Finde die Zukunft – schaue auf die Vergangenheit.“ Gaetano Marangelli (*1963), der ‚Erfinder‘ der Cantine Menhir Salento, ist durch und durch Entdecker, hart schaffender und träumender Reisender, ausgestattet mit unermüdlicher Power und einem großen Fundus an Ideen, die sofort verwirklicht werden wollen.

Das Weingut befindet sich in der alten Kulturlandschaft, umgeben von Bauernhöfen, archäologischen Ausgrabungsstätten und vielen Dolmen und Menhiren. Steine, Steine, Steine – soweit das Auge reicht. Hier entsteht 2002 in mühevoller kollegialer Arbeit von Familie, Freunden und motivierten Arbeitern der Region eine ökologische Farm mit Weingut. Sie liefert sowohl die Weintrauben für den Wein, Oliven für das eigene Olivenöl als auch alle anderen Erzeugnisse für die herausragende Osteria „Origano“. Dort sollen sich nach Gaetanos Vorstellung Kunst, Geschichte und Weinbautradition harmonisch mit neuen Technologien aus der Weinproduktion vereinigen.

So ist dann ab 2005 mit Menhir Salento ein Refugium für Liebhaber von Kultur, Essen und – natürlich – Wein entstanden. Es ist ein Konglomerat aus Weinkellerei, Osteria „Origano – CIBO e VINO“ und der Anna l’Azienda Agricola, einer ökologischen Farm. Der Stammsitz des Weinguts ist ein Palazzo aus dem 18. Jahrhundert, der sich im historischen Zentrum des antiken Städtchens Minervino di Lecce befindet.