Auf unserer Wanderreise in die „Prosecco-Hügel“ und auch auf der Silvesterreise erkunden wir das Weinanbaugebiet bei Valdobbiadene und Conegliano. Diese Weinlandschaft, die wir einfach „Prosecco-Hügel“ nennen, wurde kürzlich als Kulturlandschaft ins Unesco-Welterbe aufgenommen. Unsere Wanderungen werden abgerundet mit Verkostungen in Weingütern, bei denen wir viel über den berühmten italienischen Schaumwein erfahren.
Wandergebiet und Weinanbaugebiet
Hier, im Voralpen-Gebiet bei Treviso, befindet sich das wahre Anbaugebiet des Valdobbiadene Prosecco Superiore DOCG. Die Hügel, bedeckt von Weinbergen, erstrecken sich in einem natürlichen Amphitheater zwischen Conegliano, Valdobbiadene und Asolo. Dort, wo sich nicht weit entfernt die Dolomiten erheben.
Etwa eine Autostunde entfernt vom wunderschönen Venedig liegt dieses Gebiet der Weinbaukunst. Tatsächlich wissen die Menschen in dieser Gegend, wie man aus den Weinbergen in den Kellereien die kostbarsten Gaben der Weinreben herausholt und Sekt herstellt, der mittlerweile weltberühmt geworden ist.
In diesem von Glück gesegnetem Gebiet in einem der schönsten Teile Italiens scheint alles eingebettet in eine Magie aus Wein und erlesenen Aromen, aus jahrhundertelangen Wissen um den Weinanbau, der nicht nur die Landschaft, sondern auch die Seele ihrer Bewohner tief geprägt hat.
Der Prosecco di Conegliano-Valdobbiadene wird ausschließlich im Trevigiano, der Umgebung von Treviso, hergestellt, insbesondere auf den Hügeln zwischen Vittorio Veneto und Valdobbiadene. Einem aus 15 Gemeinden bestehenden Gebiet.
Verkostungen nach den Wanderungen
Bei der Auswahl der Winzer haben wir möglichst kleinere Kellereien herausgesucht, jede mit ihrer eigenen Philosophie und Geschichte. Hier lernen wir den Winzer persönlich oder jemanden aus seiner Familie kennen. Und natürlich auch entsprechend spannende Weine. Denn Prosecco ist eben nicht gleich Prosecco. Davon können wir uns überzeugen!
Nachfolgend stellen wir einige unserer besuchten Weinkeller vor. Je nach Reise kann es aber auch zu Änderungen kommen. Eines ist sicher: wir wählen immer aus den besten, eher kleineren Betrieben aus, die wir persönlich kennen und deren Besuch etwas Besonderes ist. Der freie Tag zwischen den Wandertagen kann natürlich für individuelle Besuche in anderen, grossen und berühmten Kellern genutzt werden.
Caneva da Nani
Caneva da Nani befindet sich im Bergdorf Guia bei Valdobbiadene, das wir nach einer wunderschönen Wanderung durch das Herzgebiet der Prosecco-Hügel. Die Familie Canello baut in diesen Bergen seit 5 Generationen Trauben an und stellt seit 1971 kommerziell Wein her. Heute ist Massimo an der Spitze, nachdem er in den letzten 10 Jahren die Leitung von seinem Vater Giovanni übernommen hat. Dabei bleibt Giovanni ein wesentlicher Bestandteil der Tradition (‚Nani‘ ist sein Spitzname, daher der Name des Weinguts. ‚Caneva‘ ist venezianischer Dialekt für ’schattiger Platz zum Sitzen und Wein trinken‘).
Heute ist der Hof 6 Hektar groß, nach den meist industriellen Maßstäben in der Region winzig, und die gesamte Landwirtschaft ist biologisch. Auf den Feldern werden keine Herbizide oder synthetischen Pestizide verwendet, und die Weinbereitung wird so rein wie möglich gehalten. 100% Glera-Reben werden an unglaublich steilen Hängen gepflanzt, die gesamte Bearbeitung und Ernte muss von Hand erfolgen.
Hier erwartet uns ein rustikales Ambiente und eine authentische Atmosphäre mit tollen Ausblicken über die Weinberge, die wir vorab auf einer Wanderung durchquert haben.
Merotto
Eine etwas grössere Kellerei, die wir nach einem Wandertag auf dem Weg der Ausblicke bei Col San Martino erreichen.
Um guten Wein herzustellen, muss man das Land kennen, aus dem er stammt, und auch den sich darüber ausbreitenden Himmel mit all seinen Gaben. Dies ist die Synthese des Gedankens, der seit Generationen im Hause Merotto weitergegeben wird. In der faszinierenden Welt des Weins bewahrt und demonstriert die Verbindung zwischen Natur und Mensch all ihre inspirierende Kraft durch die Kultur des Bergweinbaus. Die Steilheit der Rebberge erlaubt nur Handarbeit, die von den verschiedenen Generationen als authentische Religion der Erde weitergegeben wird. Dabei stellen Respekt, Opferbereitschaft und Hingabe die authentischen und tiefgreifenden Werte des bäuerlichen Wissens dar.
Besonders schön finden wir hier das Weingut und den Ausblick und wir haben uns hier über den spritzigen Rosè gefreut.
Marchiori
Marchiori erreichen wir mitten auf einer Wanderung in den steilen Weinbergen bei Farra di Soligo. Das Familienunternehmen begann in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts mit der Weinherstellung. Hier werden alle Produktionsstufen auf bestmögliche Weise persönlich begleitet, um dem Kunden ein garantiertes Produkt mit echtem Geschmack zu bieten.
Die Familie besitzt 12 Hektar, die in 16 verschiedene steile Hänge unterteilt sind, an denen die Sonne aufgeht, das Wasser fließt und der Wind die Blätter trocknet. Jedes Grundstück hat einen anderen Boden, von kalkhaltigem Fels bis Mergel, der Sonne und der Höhe ausgesetzt, deshalb sind auch die Trauben unterschiedlich. „Wir vinifizieren die einzelnen Weinberglagen separat, um dem Merkmal jedes Weinbergs Bedeutung zu verleihen. In unseren Hügeln bauen wir nicht nur Glera Tonda (die Grundlage für den Conegliano Valdobbiadene Prosecco DOCG-Wein und alle Prosecco DOC) an, sondern auch Glera Lunga und alte Sorten wie Perera, Bianchetta und Verdiso. Diese Rebsorten weisen besondere Merkmale auf und geben dem Wein eine harmonische Struktur. Wir sind das einzige Weingut, das diese alten Sorten rein produzieren kann. Aus diesem Grund heißt unser Prosecco Superiore DOCG „5 varietà“.
Bele Casel
Bei Bele Casel sind wir in einem Familienbetrieb zu Besuch. Gut möglich, dass die junge Inhaberin Paola, die die Kellerei nun mit ihren Eltern führt, zur Verkostung ins Wohnzimmer bittet. Der Keller liegt bei Asolo, der malerischen Stadt mit den gewaltigen Festungsmauern, die wir auf einer ausgedehnten Wanderung erkunden. Der Betrieb ist biologisch zertifiziert und mit einer „Schnecke“ von Slow-Wine ausgezeichnet.
„Alles begann vor etwa 40 Jahren, als mein Vater, Student der Önologie, meine Mutter und mit ihr einen großartigen Landwirt, meinen Großvater, kennenlernte. In jenen Jahren hatte mein Großvater etwas mehr als einen Hektar Malvasia in der Nähe seines Hauses.
Viele Erinnerungen an diese Jahre sind noch lebendig. Wie damals, als wir einen ganzen Tag lang 2-300 Flaschen abfüllten. Die Etiketten wurden komplett von Hand geklebt, Lieferungen erfolgten samstags persönlich, um die wenigen Kunden zu verwöhnen. Das waren Jahre, in denen noch keine Rede von E-Commerce war. Alles basierte auf einem Handschlag. Dann kam die Zeit der großen Veränderungen. Alle begannen, internationale Märkte zu erobern und den Umsatz exponentiell zu steigern …
… abends beim Abendessen haben wir uns gefragt, was wir falsch machen, denn all unsere Arbeit und all die Opfer, um Qualitätsweine zu produzieren, haben uns nicht zum „Abheben“ gebracht. Dann eines Tages ein Anruf: ein amerikanischer Importeur suchte Prosecco, und ja, er hatte sich auch bei uns gemeldet. Es war ein regnerischer Tag, als die entsprechende Person kam, um „den besten Prosecco“ zu finden, und wir waren enorm angespannt. Wir waren uns der Qualität unserer Produkte bewusst, aber wir dachten, dass unser Keller, damals kaum mehr als eine Garage, nicht mit all den großen Weingütern in der Gegend mithalten konnte. Wir wussten auch, dass unser Englisch nicht das beste war und dass wir keine „Verkäufer“ sind, sondern einfache Wein-Produzenten.
Es ist unmöglich, unsere damaligen Gesichter zu beschreiben, als wir erfuhren, dass wir für den Export unserer Weine in die USA ausgewählt wurden. Seit diesem Tag sind ein paar Jahre vergangen, wir sind erwachsen geworden. Eines hat sich bei uns nicht geändert… die Arbeit für Qualität.“